Die Gavin-Wiese bei Kommerscheidt

Auf der östlich vom Weg gelegenen Wiese fanden während der ‚Allerseelenschlacht‘ 1944 massive Kampfhandlungen zwischen amerikanischen und deutschen Soldaten statt. Was man heute als ländliche Idylle wahrnimmt, weckte bei James Maurice Gavin (1907-1990), der drei Monate später mit der 82. US-Luftlandedivison im Februar 1945 erneut über den Kall-Trail vorstoßen sollte, Erinnerungen an Dantes Inferno. „Darüber hinaus lagen zu beiden Seiten des Weges viele, viele Tote, deren Leichen nun aus dem Winterschnee wieder auftauchten. Diese von Wundbrand gezeichneten, entstellten und zerfetzten Körper waren starr und wirkten geradezu grotesk. Manche hatten die Arme zum Himmel erhoben, als flehten sie um Hilfe. Sie trugen den roten Keystone der 28. Infanteriedivision, ‚The Bloody Bucket‘. Offensichtlich hatten sie im vergangenen Herbst hier gekämpft, kurz vor den ersten schweren Schneefällen“ (aus: „On to Berlin“, 1978). James Gavin führte später mit der 78. US-Division weiter kallabwärts einen Angriff aus und nahm am 7. Februar 1945 Schmidt ein.
Nach der ‚Allerseelenschlacht‘ fanden im Kalltal nur noch kleinere Kampfhandlungen statt und zwar an der Giesenheck (Dezember 1944) und am Ochsenkopf (Januar 1945).

James Gavin, der jüngste und zugleich fähigste Truppenführer der US-Streitkräfte, wurde in seinem späteren Leben US-Botschafter in Paris (1961-63) und ein entschiedener Gegner des Vietnamkrieges.

Gavins Bericht mit seinen Eindrücken von der ‚Allerseelenschlacht‘ wurde 30 Jahre lang unter Verschluss gehalten. Seine Memoiren „On to Berlin“ wurden erst 1978 veröffentlicht.

Die nach Gavin benannte Wiese wurde 2021 während des 37. Internationalen Hürtgenwaldmarsches auch von der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften der Uni Osnabrück unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Rass untersucht. Es heißt dazu:

„Mit einer Forschungswerkstatt hat sich das Osnabrücker Team am Rahmenprogramm beteiligt: am Veranstaltungstag wurden Datenerhebungen auf der Ostseite des Kalltals (‚Gavins Wiese’) bzw. nahe Vossenack (‚Germeter’) entlang der Wanderrouten des ‚Hürtgenwaldmarsches’ durchgeführt, um Neugierigen Einblicke in die Feldforschung zu bieten. Ziele dabei waren die untertägige Kartierung von Gefechtsspuren und die Aufnahme eines hochaufgelösten LiDAR Geländemodells. Am Nachmittag wurden die Befunde live in der Forschungswerkstatt ausgewertet und mit Besucher:innen diskutiert.

Die Teilnehmer:innen des ‚Hürtgenwaldmarsches’ konnten so die Integration geophysikalischer und geschichtswissenschaftlicher Methoden kennen lernen zum Einsatz kamen neben einem Gradiometer und einem Bodenradar auch ein drohnenbasiertes und ein handgeführtes LiDAR System und Zugang zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem Gewaltort des Zweiten Weltkrieges erhalten.“

Der Text wurde weitgehend dem Eintrag in dem Portal des LVR ‚Kultur.Landschaft.Digital“ (KuLaDig) entnommen: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332608. Die Erklärung von der Uni Osnabrück findet sich auf: https://nghm.hypotheses.org/3210

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