Online-Führung über die Kriegsgräberstätte Simmerath-Rurberg

Online-Führung über die Kriegsgräberstätte Simmerath-Rurberg

Wie entstand dieser Ort? Woher kommen die Menschen, die dort bestattet sind? Mit einer App des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. kann man sich diesen Ort individuell erschließen: App „Actionbound“ auf Tablet oder Smartphone herunterladen, QR-Code anklicken, los geht’s. Tablets zum Ausleihen gegen Pfand gibt’s am Info-Stand des Volkbundes.

Lage des Friedhofs: direkt an der Landstraße L166 zwischen Kesternich und Rurberg.

Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhen 2322 ehem. sowjet. Kriegstote. Der Niederrhein im Norden und die Eifel im Süden von Nordrhein-Westfalen wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges zu den letzten großen Schlachtfeldern in Westeuropa. Streitkräfte aus Ländern des britischen Empire am Niederrhein und den Vereinigten Staaten von Amerika im so genannten Hürtgenwald (Kampf um das Hohe Venn) führen mit einem großen Aufgebot von Menschen und Material einen erbitterten Kampf gegen Restverbände der deutschen Wehrmacht, die zu diesem Zeitpunkt den Krieg bereits verloren hatte. Rurberg, zwischen Rur- und Urft-Stausee östlich vom Hohen Venn gelegen, wurde Kampfgebiet. Der deutschen Seite fehlte es an allem. Entkräfteten restlichen deutschen Divisionseinheiten stehen auch für den Winter gut ausgerüstete amerikanische Einheiten entgegen. Mit Flugblattaktionen will die amerikanische Führung die Bevölkerung wie die deutschen Soldaten zudem zur Aufgabe bringen. Am 4. Februar 1945 wird Rurberg von amerikanischen Streitkräften eingenommen. Soldaten und zivile Bürger fanden den Tod. Die amerikanischen Gefallenen wurden in die Heimat überführt oder auf amerikanischen Soldatenfriedhöfen jenseits der deutschen Grenze bestattet; die deutschen Toten bekamen ihr Grab auf Kriegsgräberstätten in der Eifel. Auf der Höhe 503, inmitten des einstigen Kampfgebietes, wurde von 1959 bis 1961 die Kriegsgräberstätte Rurberg für 2.322 sowjetische Bürger – Männer, Frauen und Kinder – angelegt. Sie starben als Kriegsgefangene oder als Zwangs- bzw. Ostarbeiter in den Lagern oder bei Bombenangriffen. Sie ruhen mit Ausnahme von 55 Gefallenen in Einzelgräbern. Steinstelen für jeweils zwei Tote kennzeichnen die Gräber. In kyrillischer Schrift sind die Daten der Toten eingemeißelt. Aus 38 Orten der damaligen Kreise Monschau, Erkelenz, Geilenkirchen, Aachen, Jülich, Düren und Schleiden sowie auch aus dem belgischen Grenzbereich wurden die Toten durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nach Rurberg überführt. Letzte Zubettungen fanden 1970 statt.Allein 1.552 Tote wurden vom Feldfriedhof „Auf der Heide“ in Merzenich ausgebettet, darunter ca. 500 Tote, die im Stammlager (Stalag) Arnoldsweiler umgekommen waren. Die Beisetzung der bis auf wenige Ausnahmen namentlich unbekannten Toten fand auf den zwei großen Gräberfeldern unmittelbar hinter dem Friedhofseingang an der linken und rechten Seite statt. Auf zwei Steinplatten ist in kyrillischer Schrift zu lesen, dass hier jeweils 857 Tote ruhen. Unter diesen sind 23 namentlich bekannt. Die Namen stehen auf Gedenkplatten links und rechts. Unter den Toten sind auch Kinder:

  • Bronislaw Budas, geboren am 04.04.1943 in Rakorce, gestorben am 07.06.1944 in Raeren / Belgien, Grab-Nr. 3, ein Jahr alt
  • Anatolia Gudowskaja, geboren am 08.08.1939 in Idritzka, gestorben am 07.04.1944 in Roetgen, Grab-Nr. 4, vier Jahre alt
  • Maria Silnitschenko, geboren am 04.09.1943, gestorben am 23.08.1944 in Stolberg bei einem Luftangriff, Grab-Nr. 5, elf Monate alt

Die Ehrenstätte Rurberg wurde am 2. Juli 1961 durch den Innenminister des Landes NRW, Hermann-Josef Dufhues, eingeweiht; er sagte u. a.:

Die Einsegnung der Ehrenstätte führten am 16. Juli 1961 der Erzbischof der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Alexander aus München und Bischof Philoteus aus Hamburg durch. Der Bund Deutscher Architekten (BDA) bedachte 1993 das Eingangsgebäude des Friedhofes mit dem Architekturpreis der Stadt Aachen. Bild: Jürgen Winkelbach