Mestrenger Mühle | Mestrenger Mill

Geschichte: Der Plan für den Bau einer Wassermühle im Kalltal zwischen Vossenack und Schmidt wurde Mitte des 17. Jahrhunderts realisiert, denn den Bewohner*innen der Dörfer Vossenack, Schmidt, Kommerscheidt und Umgebung sollte der lange und im Winter beschwerliche Weg zur Lammersdorfer Mühle (ca. 9 Kilometer Fußmarsch das Kalltal aufwärts), die zugleich Bannmühle war, erspart werden. Dort musste zwangsweise bis ins 19. Jahrhundert hinein alles Mehl aus dem Amt Monschau gemahlen werden. Teilweise ließen die Menschen ihr Mehl aber unerlaubterweise in der Lukasmühle mahlen, die nur etwa 1,5 Kilometer östlich von Vossenack an der Einmündung des Tiefenbachs in die Kall lag. Die Mestrenger Mühle bekam die Funktion einer Beimühle zur Lammersdorfer Mühle.
Errichtet wurde sie 1663 am Kreuzungspunkt der alten Wegeverbindung zwischen Kommerscheidt und Vossenack mit der Kall. Die Konzession für den Betrieb einer Ölmühle wurde 1705 und für den einer Getreidemühle 1706 erteilt. Im Jahr 1830 taucht die Mestrenger Mühle in den Schriften als Öl- und Getreidemühle mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern auf. 100 Jahre später wurde im Zuge des aufkeimenden Eifeltourismus zusätzlich eine kleine Pension errichtet.

Die Mühle 1944/45: Während der Kämpfe im Hürtgenwald geriet die direkt am Kall Trail gelegene Mühle zwischen die Fronten. Mehrfach wechselten die Besatzer, und die Mühle wurde stark beschädigt. Der damalige Eigentümer, Peter Dohr (geb. 29. Nov. 1898), der am 18. Okt. 1944 im Angesicht der nahenden Front mit seiner Familie die Mühle verlassen hatte, kam nach Abschluss der Kampfhandlungen im April 1945 durch die Explosion einer Mine, die zwischen Scheune und dem Mühlenhaus vergraben war, ums Leben. Seine Leiche konnte erst nach 2 Wochen geborgen werden.

An der Außenwand etwas rechts vom Eingang der Mestrenger Mühle erinnert eine Tafel an Peter Dohr. Viele Bewohner*innen der Region waren noch Jahre nach dem Krieg dieser Gefahr der Minen ausgesetzt, die die deutschen Truppen zur Abwehr der US-Streitkräfte ausgelegt hatten. Es kam zu zahlreichen zivilen Todesopfern und Verletzten, so auch hier an der Mestrenger Mühle.

Im Gegensatz zu den erwähnten weiteren Mühlen an der Kall, der Lammersdorfer und der Lukasmühle, wurde die Mestrenger Mühle nach 1945 wieder aufgebaut. Ihre ursprüngliche wirtschaftliche Bedeutung erlangte sie jedoch nicht wieder. Mehl wurde nur noch für den Eigenbedarf gemahlen; der Schwerpunkt lag auf der Gastronomie.

Beschreibung der Mühle: An der Kall liegt das Mühlengebäude mit seinem Kern aus dem 18. Jahrhundert. Es handelt sich um einen eineinhalbgeschossigen Bruchsteinbau mit Fachwerkdrempel und Satteldach. An seiner Traufseite befindet sich ein oberschlächtiges hölzernes Wasserrad mit einem Durchmesser von 6,7 Metern. Das hölzerne Gerinne sowie der 3,6 Kilometer lange, von der Kall abzweigende Obergraben (teils von einem Damm begleitet), ein Überlaufgraben und der Untergraben sind noch vorhanden.
Nördlich des Mühlengebäudes schließt sich eine Fachwerkscheune mit Bruchsteinsockel und Satteldach an, die Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Nordwestlich davon steht das zweigeschossige Wohnhaus aus weiß verputztem Bruchstein mit Fachwerkteil und Satteldach aus dem Jahr 1982. Der Neubau erfolgte nach historischem Vorbild, nachdem ein Brand das alte Gebäude zerstört hatte. Über dem großen Eingangsbogen im Bruchsteinmauerwerk an der südlichen Traufseite zeigen Maueranker die Jahreszahl „1663“ und verweisen auf den Vorgängerbau.

Kulturhistorische Bedeutung: Die Mestrenger Mühle gehört in das System der Bannmühlen. Sie ist aus diesem Grund ein bedeutendes historisches Zeugnis für die Macht- und Gewerbestrukturen bis zur Franzosenzeit. Sie war ein wichtiger Ort für die Wirtschaftstätigkeit der regional ansässigen Bevölkerung, da hier das Mehl als eines der damals zentralen Grundnahrungsmittel gemahlen werden musste. Sie ist zugleich zeugnishaft für die Anfänge des Tourismus in der Rureifel und als Erinnerungsort für die Ereignisse im Zuge der Schlacht im Hürtgenwald. Das Objekt „Mestrenger Mühle im Kalltal bei Vossenack“ ist ein eingetragenes Denkmal.

Der Text wurde dem Eintrag in dem Portal des LVR ‚Kultur.Landschaft.Digital“ (KuLaDig) entnommen: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332613

History: The plan to build a watermill in the Kalltal valley between Vossenack and Schmidt was realised in the middle of the 17th century, as the inhabitants of the villages of Vossenack, Schmidt, Kommerscheidt and the surrounding area were to be spared the long and arduous journey to the Lammersdorf mill (approx. 9 kilometres up the Kalltal valley on foot), which was also a ban mill. Until the 19th century, all flour from the Monschau district had to be ground there. In some cases, however, people had their flour ground without permission in the Lukasmühle mill, which was only around 1.5 kilometres east of Vossenack at the confluence of the Tiefenbach and Kall rivers. The Mestrenger mill was given the function of an auxiliary mill to the Lammersdorf mill.
It was built in 1663 at the intersection of the old road link between Kommerscheidt and Vossenack with the Kall. The licence to operate an oil mill was granted in 1705 and a grain mill in 1706. In 1830, the Mestrenger Mühle appears in the records as an oil and grain mill with two overshot water wheels. 100 years later, a small guesthouse was also built as part of the burgeoning Eifel tourism.

The mill in 1944/45: During the fighting in the Hürtgenwald, the mill, which is located directly on the Kall Trail, was caught between the fronts. The occupying forces changed several times and the mill was badly damaged. The owner at the time, Peter Dohr (born 29 Nov. 1898), who had left the mill with his family on 18 Oct. 1944 in the face of the approaching front, was killed after the end of the fighting in April 1945 by the explosion of a mine buried between the barn and the mill house. His body was only recovered two weeks later.

A plaque on the outside wall to the right of the entrance to Mestrenger Mühle commemorates Peter Dohr. For years after the war, many inhabitants of the region were exposed to the danger of mines laid by German troops to ward off the US forces. There were numerous civilian casualties and injuries, including here at Mestrenger Mühle.

In contrast to the other mills on the Kall mentioned above, the Lammersdorfer and Lukasmühle, the Mestrenger Mühle was rebuilt after 1945. However, it did not regain its original economic importance. Flour was only ground for the mill’s own use; the focus was on catering.

Description of the mill: The mill building with its 18th century core is located on the Kall. It is a one-and-a-half storey quarry stone building with half-timbered jambs and a gabled roof. On its eaves side is a wooden water wheel with a diameter of 6.7 metres. The wooden channel and the 3.6 kilometre long upper ditch branching off from the Kall (partly accompanied by a dam), an overflow ditch and the lower ditch still exist.
To the north of the mill building is a half-timbered barn with a quarrystone base and gabled roof, which was built at the beginning of the 18th century. To the north-west is the two-storey residential building made of white plastered quarrystone with a half-timbered section and gabled roof dating from 1982, which was rebuilt according to the historical model after a fire destroyed the old building. Above the large entrance arch in the quarry stone masonry on the southern eaves side, wall anchors show the year ‘1663’ and refer to the previous building.

Cultural and historical significance: The Mestrenger mill is part of the system of ban mills. For this reason, it is an important historical testimony to the power and trade structures up to the French period. It was an important place for the economic activity of the local population, as flour, one of the main staple foods of the time, had to be ground here. It is also a testimony to the beginnings of tourism in the Rur-Eifel and a memorial to the events of the Battle of the Hürtgen Forest. The ‘Mestrenger Mühle im Kalltal bei Vossenack’ is a registered monument.


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